Das einzigartige Konzept gemeinsam erarbeiteter Vorträge gab Ihnen objektive und übergreifende Einblicke in die einzelnen Zukunftsthemen in einer nie dagewesenen Kompaktheit. Die neun Fachsessions wurden in je drei parallel stattfindenden Sessions aufgeteilt.
Die Baubranche zählt weltweit zu den größten CO²-Emittenten und Produzenten von Abfällen. Die Non-Profit-Organisation World Green Building Council geht davon aus, dass rund 40% des weltweiten CO2-Ausstoßes auf den Bausektor zurückgehen und das Statistische Bundesamt beziffert den Anteil der von der Baubranche verursachten jährlichen Abfallmenge in Deutschland auf ca. 50%. Zum Schutz der Umwelt ist unbedingt ein Umdenken und ein Wandel innerhalb der Baubranche hin zum klimapositiven Bauen notwendig.
Die Fachsession bot den Teilnehmern einen umfassenden Einblick in das Themengebiet des klimapositiven Bauens aus Sicht der Praxis und Wissenschaft. Nach einer generellen Vorstellung wurden anhand von drei Praxisbeispielen die Herausforderungen und Chancen des klimapositiven Bauens aufgezeigt.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Institut für Stahlbau und Nachhaltigkeit im Leichtmetallbau (STB) der RWTH Aachen University + Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
Die Novellierungen der Landesbauordnungen erlauben mehrgeschossige Holzbauten bis in die Gebäudeklasse 5. Inzwischen sind in verschiedenen Ländern auch Gebäude jenseits der Hochhausgrenze entstanden. Der Holzbau bietet hierfür aufgrund des geringen Konstruktionsgewichtes und des hohen Vorfertigungsgrades viele Vorteile. Neben statisch konstruktiven Herausforderungen sind insbesondere die Gebiete des Brandschutzes und der Bauphysik zu beachten. Die umfassende Vorfertigung bedingt eine frühzeitige Abstimmung aller beteiligten Gewerke einschließlich der Detailausbildungen.
Die Fachsession bot allen Teilnehmern die Gelegenheit, sich umfassend über die Thematik zu informieren. Einleitend wurden u.a. unterschiedliche Bauweisen und Systeme, Herausforderungen bei der Bauphysik aber auch internationale Beispiele vorgestellt. Die Fachvorträge zeigten auf, welchen Herausforderungen sich Objektplaner, Fachplaner und Ausführende beim Holzbau stellen müssen und mit welchen Lösungen sie ihnen entgegnen.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Lehr- und Forschungsgebiet Holzbau der Fachhochschule Aachen
Intelligente Gebäudehüllen werden in Zukunft deutlich mehr leisten als konventionelle Fassadensysteme. Sie stellen einen wichtigen Baustein für die Erschaffung einer neuen Generation intelligenter und nachhaltiger Gebäude dar. Die Integration neuartiger Systeme ermöglicht es die großflächigen Hüllen als urbane Luftreiniger, Energieerzeuger oder Screens auszubilden. Sie ermöglichen schon heute neue Geschäftsmodelle, wie bspw. das Fassadenleasing für Solarfassaden.
Die Beiträge moderner Gebäudehüllen adressieren gesellschaftlich hochrelevante Themen wie den Klimawandel, die bauliche Klimaanpassung sowie den Umwelt- und urbanen Gesundheitsschutz. Insbesondere in Megacities können funktionale Fassadensysteme die Lebensqualität der Einwohner verbessern, indem sie einen Beitrag zur Bekämpfung von urbanen Hitzeinseln, Smog und Lärm leisten.
Die Fachsession hat einen umfassenden Einblick in die Thematik gewährt. Einleitend wurden die generellen Chancen, Problemstellungen und Handlungsfelder aufgezeigt, die mit funktionalen Gebäudehüllen verbunden sind. Danach wurden in mehreren Fachvorträgen konkrete Praxisbeispiele vorgestellt. Die Fachvorträge thematisierten u.a., wie funktionale Gebäudehüllen zur Luftreinigung und Energiegewinnung eingesetzt werden können und wie ihre Nutzung von der Produktion an über den gesamten Gebäudelebenszyklus bis hin zur Entsorgung ressourceneffizient erfolgen kann.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University
Das Bauwesen gleicht heute noch in vielerlei Hinsicht einer Manufaktur mit kleinteiligen Wertschöpfungsketten, einer Vielzahl unterschiedlicher Systeme und einem hohen Anteil manueller Arbeit. Dadurch bleibt die Produktivitätssteigerung deutlich hinter anderen Branchen zurück. Ein wachsender Markt, vor allem im Wohnungsbau, sowie Engpässe bei Material und Mitarbeitenden verlangen nach ebendieser Produktivitätssteigerung.
Wie zuvor in anderen Branchen kann die Industrialisierung zur Steigerung der Produktivität der Baubranche einen wertvollen Beitrag leisten. Das Ziel der Industrialisierung besteht in der Erhöhung der Qualität bei gleichzeitiger Verringerung von Kosten und Zeitbedarfen. Bestandteile einer industrialisierten Bauindustrie sind modularisierte und standardisierte Produktstrukturen und ein hoher Vorfertigungsgrad, eine automatisierte Produktion im Werk und auf der Baustelle, sowie durchgängige Informationsflüsse auf Basis digitaler Workflows entlang der gesamten Lieferkette.
Die Fachsession hat die zuvor genannten Aspekte umfassend thematisiert. Darüber hinaus boten mehrere Fachvorträge den Teilnehmern die Gelegenheit, sich detaillierter über die Aspekte modulare Produktstrukturen, Effizienzsteigerung in der Produktion und auf der Baustelle sowie Betonfertigung zu informieren.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen University + Center Building and Infrastructure Engineering (RWTH Aachen Campus)
Gebäude nehmen einen neuen Stellenwert in zukünftigen urbanen Systemen ein und müssen in Bezug auf ihre Nutzungspotenziale neugestaltet werden. Dies ist für Investoren, Betreiber, Planer, Architekten, Technologielieferanten und Softwareunternehmen sowie die Nutzer gleichermaßen von Bedeutung. Dabei definieren sich Nutzungsmöglichkeiten und die Produktivität eines Gebäudes in Zukunft über die Software und nicht mehr nur über die architektonische und bauliche Ausgestaltung sowie über die Lage.
Künstliche Intelligenz wird das „lernende Gebäude“ ermöglichen und die Kommunikation und Interaktion mit dem Nutzer wird auf eine neue technologische Basis gestellt werden. Ein weiterer, wesentlicher Treiber für Innovationen ist der zunehmende Bedarf an Ansätzen und Lösungen für nachhaltige Gebäudekonzepte und deren Betrieb. Damit ergeben sich grundsätzlich neue Herausforderungen an die Konzeption, die Planung und den sicheren Betrieb. Es entstehen darüber hinaus neue Potenziale, wenn das Gebäude als Plattform für das Angebot von Lademöglichkeiten und Mobilitätslösungen verstanden wird.
Zielsetzung der Fachsession war, einen umfassenden Einblick in den Stand der Technik zu geben in den Themen Konzeption, Planung und Betrieb von digitalisierten Gewerbeimmobilien sowie Umsetzungserfahrungen zu teilen. Darüber hinaus wurden Lösungen für das betriebliche Mobilitätsmanagement sowie für die Realisierung der für zukünftige Mobilitätskonzepte erforderlichen Ladeinfrastrukturen vorgestellt.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Center Smart Commercial Building (RWTH Aachen Campus) + BFT Planung GmbH
Ein „Digitaler Zwilling“ stellt die ganzheitliche virtuellen Abbildung eines realen Objekts, d.h. eines Gebäudes, einer Liegenschaft, einer Fabrik oder Infrastruktur entlang des Lebenszyklus in einem digitalen Modell nach geometrischen, semantischen und funktionalen Gesichtspunkten dar. Die informationstechnische Ausprägung und der Entwicklungsgrad hängt vom betreffenden Anwendungsfall ab. Der Zwilling integriert dazu unterschiedliche Informationen, wie ein Raumbuch, ein Building Information Model (BIM), eine digitale Fertigungsstraße, Punktwolken oder Sensordaten. Eine wesentliche Komponente stellt dabei ein Regelkreis dar, der einen automatischen Datenfluss zwischen dem realen und virtuellen Objekt ermöglicht, wodurch der digitale Zwilling eine wertvolle Grundlage für alle digitalen Bau- und Betriebsprozesse sein kann.
Die Fachsession ordnete in einem Keynote Vortrag den Begriff des Digitalen Zwillings ein vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Forschungsvorhaben an der RWTH Aachen aus dem Bereich Hochbau, Gebäudetechnik und Infrastruktur. Das Thema wurde in drei ausgewählten Fachvorträgen mit Anwendungsbezug und langjähriger Praxiserfahrung vertieft.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: BIM Center Aachen (RWTH Aachen Campus)
Prof. Christoph van Treeck, Lehrstuhl für Energieeffizientes Bauen (E3D), RWTH Aachen University
Prof. Jörg Blankenbach, Geodätisches Institut (gia), RWTH Aachen University
Prof. Jakob Beetz, Lehrgebiet für Computergestütztes Entwerfen (DC), RWTH Aachen University
Dr. Ilka May, Geschäftsführerin, LocLab Consulting GmbH
Frank Weiss, Senior Director New Products, BIM & Innovation, Oracle Deutschland
Markus Thissen, BIM Consultant, Rud. Otto Meyer Technik GmbH & Co. KG
Im direkten Zusammenhang mit der Verfügbarkeit der Autobahnen steht die Resilienz der Strukturen. Für die Betonfahrbahnen könnte dies einen Übergang zur durchgehend bewehrten Fahrbahn ohne oder mit Überbauung (Kompositbauweise) bedeuten. Für flexible Befestigungen liegt das Hauptaugenmerk auf der Modifikation von Asphalten mit dem Ziel einer erhöhten Lebendsauer. Hier gibt es derzeit eine ganze Serie von Einbauten, bei welchen ein neues Additive (B2Last) verwendet wurde, das Bitumen chemisch vernetzt und neben einer höheren Verformungsstabilität und geringeren Ermüdungsneigung auch eine Temperaturreduktion bei Herstellung und Einbau der Asphalte ermöglicht. Mit beiden Ansätzen ist ein nachhaltigerer und klimaschonenderer Straßenbau denkbar.
Die Fachsession gewährte einen umfassenden Einblick in die Thematik. Zu Beginn wurden die wesentlichen bautechnischen, rechtlichen und organisatorischen Fragestellungen sowie Prozesse aufgezeigt. In den Fachvorträgen lernten die Teilnehmer anschließend konkrete Projekte aus der Praxis kennen.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Lehrstuhl und Institut für Straßenwesen (isac) der RWTH Aachen University
Die Digitalisierung wird zahlreiche Aspekte der Baubranche, seien es die Planung oder die Konstruktion, zukünftig stetig verändern. Auch der Aspekt der Infrastruktur, ihrer Planung, ihrer Entwicklung, ihrer Umsetzung und ihres Betriebs wird hiervon betroffen sein. Die Digitalisierung der Infrastruktur bietet nicht nur Chancen, sondern kann auch mit Problemen und Risiken behaftet sein. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Aspekt der Nachhaltigkeit außer Acht gelassen wird.
Die Fachsession bot den Teilnehmern einen umfassenden Einblick in das Themenfeld der nachhaltigen Digitalisierung der Infrastruktur aus Sicht der Praxis und Wissenschaft. Betrachtet wurde hierbei der gesamte Lebenszyklus der Infrastruktur in all seinen Phasen, d.h. von der Planung und Entwicklung bis hin zur Umsetzung und zum Betrieb.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Lehrstuhl und Institut für Baumanagement, Digitales Bauen und Robotik im Bauwesen (ibp) der RWTH Aachen University
In Deutschland müssen gemäß aktueller Untersuchungen in den nächsten Jahrzehnten eine große Zahl Bestandsbrücken saniert oder ersetzt werden, um die Funktionalität der Verkehrsinfrastruktur aufrecht zu erhalten. Zur Verkürzung von Stau- und Wartezeiten und der Reduzierung der volkswirtschaftlichen Kosten sind Lösungen, die zu einer besonders kurzen Bauzeit beitragen, von enormer Bedeutung. Ein Lösungsansatz, der dieses Ziel verfolgt, ist die Nutzung von modularen Brückenkonstruktionen. Bisher werden in Deutschland modulare Bauweisen im Brückenbau im Gegensatz zum europäischen Ausland bisher nur eingeschränkt eingesetzt.
In der Fachsession wurden die verschiedenen Möglichkeiten des modularen Brückenbaus aufgezeigt sowie deren Potentiale benannt. Nach einer Analyse der aktuellen Ausschreibungs- und Vergabemodalitäten mit Benennung aktueller Problemstellungen und Hindernisse bei der Ausschreibung und Vergabe von modularen Brückenkonstruktionen wurden Lösungsvorschläge und Konzepte zum stärkeren Einsatz neuer Brückenkonzepte vorgestellt.
Leitung der Fachsession und des Fachgremiums: Center Building and Infrastructure Engineering (RWTH Aachen Campus)
© 2024 F.A.Z.-Konferenzen